Lust auf eine Zeitreise? Dann steigen Sie ein in das Raumschiff von “Valerian & Veronique” – denn die beiden Raum-Zeit-Agenten haben auch nach über 40 Jahren nichts von ihrem Reiz verloren.

Manchmal lohnt es sich, nach vielen Jahren einen zweiten Blick auf einen Comic zu werfen. Als mir mein Bruder kürzlich zum Geburtstag den ersten Sammelband von “Valerian & Veronique” schenkte, war so ein Moment: Es war, als hätte ich meine erste Liebe wieder getroffen.

Zum ersten Mal begegnete ich den Zeitreisenden als Kind, als ich die “Zack”-Hefte meines Bruders heimlich gelesen habe. Schon damals fand ich die Abenteuer spannend, auch wenn ich nicht alles verstand. Aber die wunderbaren Welten, verrückten Wesen und coolen Raumschiffe hatten mich sofort in ihren Bann gezogen. Von da an war ich verrückt nach Science-Fiction und Geschichten über Zeitreisen.

Aber erst später, beim Wiederlesen von “Valerian & Veronique”, wurde mir klar, was für einen Schatz ich in den Händen hielt. Denn wer wissen möchte, woher viele Filmemacher ihre Inspiration haben, muss sich nur die Comics anschauen: Ohne die herrlichen Geschichten und die überbordene Fantasie von Jean-Claude Mézières und Pierre Christin gäbe es weder “Star Wars” noch “Tron”. Ob Personen, Kostüme oder technische Errungenschaften – die Serie hatte vor mehr als 40 Jahren bereis viel vorweg genommen, was inzwischen so selbstverständlich ist, wie das Teleportieren.

Worum geht es? In einer fernen Zukunft ist die menschliche Gesellschaft sehr bequem geworden. Man muss nicht mehr arbeiten, man träumt sich in andere Welten, alles läuft easy. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, per Zeitmaschine in die Vergangenheit zu reisen. Und damit kein Reisender aus Versehen die Geschichte ändert, gibt es den Raum-Zeit-Service, der für Ordnung sorgt. Einer der beste Agenten ist Valerian – er wird immer dann geschickt, wenn die Probleme besonders groß sind. Gemeinsam mit seiner Partnerin Veronique löst er natürlich jeden Fall.

Ein wenig erinnern die Geschichten an James Bond: Es gibt üble Bösewichte, spektakuläre Fahrzeuge und Waffen, hübsche Frauen und ständig wechselnde Schauplätze. Aber dennoch ist “Valerian & Veronique” nicht bloß ein Abklatsch, eher eine Weiterentwicklung.

Besonders interessant ist die Story “Die Stadt der tosenden Wasser” aus dem Jahr 1969. Valerian und Veronique (im Original heißt sie übrigens Laureline), reisen zurück ins Jahr 1986 – für Mézières und Christin war das also gleichzeitig eine Reise in die Zukunft. Aus heutiger Sicht ist es erstaunlich, wie visionär die beiden damals waren: In der Story hat eine von Menschen verursachte Umweltkatastrophe dafür gesorgt, dass die meisten Küstenstädte überschwemmt wurden.

Wer den frankobelgischen Zeichenstil schätzt, unglaublich witzige und spannende Storys mag und auf Science-Fiction steht, sollte sich unbedingt auf “Valerian & Veronique” einlassen. Wie sagte der Autor Pierre Christin: “Science Fiction ist eine wunderbare Möglichkeit, der Wirklichkeit zu entfliehen.” Und dem kann man nichts mehr hinzufügen.

Nur so viel noch: Leider ist auch der Geschichte von Valerian & Veronique nichts mehr hinzuzufügen: Mit Band 21 aus dem Jahr 2010 endet die Serie, Jean-Claude Mézières und Pierre Christin haben die Raumschiffe an den Nagel gehängt.

Valerian & Veronique
Geamtausgabe (bisher vier Bände)
Jean-Claude Mézières und Pierre Christin
Carlsen Verlag
je Band 29,90

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