Irgendwie sind derzeit alle im Blutrausch und Vampire besonders en vogue. Kaum ein Film, Roman oder Comic, in dem nicht einer dieser sympathischen Beisser auftaucht – jedenfalls gefühlt. Aber wenn das Resultat so gelungen wie “American Vampire” ist,
nervt das überhaupt nicht.
Ein wenig erinnert mich Skinner Sweet an den Vampir Lestat von Anne Rice. Nicht der Tom-Cruise-Lestat aus der Verfilmung, sondern der aus der Romanvorlage. Auch er war ein Rebell, der sich an keine Regel halten konnte. Er mischte die Welt der Menschen und
der Vampire auf, ihm war Ärger immer egal. Und aus Einsamkeit schuf sich Lestat einen Vampir-Freund.
Okay, hier hören die Parallelen dann auch schon auf, denn Sweet ist nicht einsam. Als Mensch war er ein Verbrecher, als Vampir ist er noch schlimmer. Allerdings ist er bei allem was er tut ein cooler Hund. So rettet er ein Mädel vor dem sicheren Tod, indem er ihr ein wenig von seinem Blut gibt. Mit ihren dadurch gewonnen neuen Kräften kann sie sich an allen Vampiren rächen, die für ihre Situation verantwortlich sind. Wovon Sweet auch provitiert – den so wird er ein paar Gegner los, ohne sich die Hände, oder besser: Zähne schmutzig zu machen.
“American Vampire” ist ein herrlicher Comic von Scott Snyder und Rafael Albuquerque – und unter Mitwirkung von Altmeister Stephen King. Es ist eine Freude, wie im ersten Teil der sicher erfolgreichen Serie ein längst vergangenes Amerika Schauplatz einer Vampir-Saga wurde. So erlebt man einen Streifzug durch die Gründerzeit der USA, darf beim Bau der Eisenbahn zuschauen, eine Stippvisite ins frühe Hollywood unternehmen und auch der wilde Westen kommt nicht zu kurz. Es muss den drei Schöpfern ein großes Vergnügen bereitet haben, aus vielen Grusel- und Film-Klieschees etwas ganz neues und frisches zu erschaffen.
Mit Skinner Sweet wurde uns ein neuer Typ Vampir erschaffen, der uns noch hoffentlich lange gruselige Freude bereitet – und geradezu nach einer Verfilmung schreit.
Leseprobe: “American Vampire“