Vogelgrippe, Dioxin in Eiern und Schweinefleisch, Pestizide im Gemüse: Bei all den kulinarischen Schreckensmeldungen fragt man sich doch manchmal, was man überhaupt noch essen darf. Agent Tony Chu hat ganz andere Sorgen: Er muss noch viel schlimmere Dinge essen, das ist sein Job.

Stellen Sie sich vor, Sie würden bei einem Biss in einen Apfel plötzlich wissen, an welchem Baum diese Frucht hing. Vor ihrem geistigen Auge würden sie den Bauern sehen, der den Apfel in den Korb gelegt hat. Sogar das Insektengift, welches auf die Pflanze gesprüht wurde, könnten Sie schmecken. Und jetzt stellen Sie sich vor, sie beißen in einen Hamburger…

Tony Chu ist Cibopath, er schmeckt die Herkunft seiner Nahrung. Immer. Nur wenn er rote Beete isst, sieht er keine Bilder, hört keine Stimmen. Chu ist Agent bei der PDA, einer Sondereinheit der Lebensmittelaufsicht. Die Behörde wurde von der Regierung mit besonderen Rechten ausgestattet, sie ist mächtiger als die Polizei. Der Grund: Angeblich hat die Vogelgrippe Millionen Menschen dahingerafft. Hühner und anderes Geflügel sind daher verboten, die Epidemie soll sich nicht weiter verbreiten. Die Agenten der PDA haben die Aufgabe, Schmugglerringe zu sprengen und den illegalen Handel mit dem Federvieh zu unterbinden. Ein gefährlicher Job. Aber zum Glück hat Tony Chu ja diese besondere Fähigkeit. Und nun bekommt auch “Leichenschmaus”, der Titel des ersten Bandes,  einen Sinn.

“Chew – Bulle mit Biss” ist so absurd und lustig, dass es ein Fest ist. Ein Feuerwerk an bizarren Ideen mit Überraschungen auf fast jeder Seite. Auch die Besetzungsliste ist grandios albern. Die Bandbreite reicht von Untergrundkämpfern in Clownskostümen, und Außerirdischen bis zu halbnackten russischen Vampiren in Polarstationen.

An manchen Stellen ist “Chew” ein wenig eklig. Ein Biss in einen fauligen Finger oder Menschen, die sich spontan übergeben gehören nicht unbedingt in einen Wohlfühlcomic. Aber hier passt es, denn jedem Ekel folgt sogleich eine humorvolle Wendung. Als sich ein paar Gangster auf Tony Chu übergeben,  sieht der Agent plötzlich Herzen –  er hat sich verliebt.

Die Geschichte ist nichts für schwache Nerven und Mägen. Fieser Humor trifft geschmackliche Grenzgebiete. Aber wenn man sich erst einmal durchgebissen hat (Entschuldigung für den Kalauer) und so einige bittere Geschmackspillen geschluckt hat (noch einmal Entschuldigung), dann schmeckt der Comic ganz vorzüglich.

John Layman und Rob Guillory wurden für “Chew – Bulle mit Biss” zurecht mit Preisen überschüttet, darunter den Eisner-Award sowie den Harvey-Award für die beste neue Serie 2010.

Chew – Bulle mit Biss” erscheint bei Cross Cult. Den ersten Band “Leichenschmaus” gibt es demnächst als Hardcover für 16,80 Euro.

Offizielle Website zum Comic mit vielen Bildern

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