Überall Menschen und Gedränge. Manchmal ist die Sehnsucht nach Ruhe so groß, dass nur noch ein Perspektivenwechsel hilft, das Leben zu ertragen. Im entzückenden „Ein Mann geht an die Decke“ von Katharina Greve wird die Suche nach dem idealen Ort auf die Spitze getrieben.

Ein Tag ist wie der andere: Rauf auf den Alex, und wieder runter. Jeden Tag, den ganzen Tag. Berlin-Touristen wollen die Aussicht vom Fernsehturm genießen. Franz Fink sieht nur die Touristen. Er ist Fahrstuhlführer und bringt die Gäste sicher nach oben und wieder hinunter. Manchmal trinkt er mit seinen Kollegen nach Feierabend noch ein Bier in der Turmbar. Daheim, in der kleinen Wohnung, hat seine Frau jeden Zentimeter mit vollgepackten Kartons verbaut. Und dabei will Fink doch nur in Ruhe seine Kreuzworträtsel lösen. So geht es jeden Tag. Bis er eines Tages eine schier unerhörte Entdeckung macht, die sein Leben im wahrsten Sinne auf den Kopf stellt.

Bei „Ein Mann geht an die Decke“ handelt es sich um ein schmales Büchlein, dessen Titel man getrost wörtlich nehmen darf. Katharina Greve hat die außergewöhnliche Geschichte des gewöhnlichen Franz Fink bezaubernd in Szene gesetzt. Dabei verzichtete Greve auf jeglichen Firlefanz, die Bilder sind in einer klaren Linienführung fast pedantisch inszeniert. Der klare Zeichenstil bringt die Geschichte auf den Punkt. Und gerade durch die Reduzierung bekommen die Figuren eine unerwartete Tiefe.

Eines ist sicher: Nach der Lektüre dieses Kleinods verschieben sich beim Betrachten des eigenen Lebens die Blickwinkel unwillkürlich. Und vielleicht bemerkt man dann wie auch Herr Fink, dass auch der Alltag ganz besondere Abenteuer bietet.

„Ein Mann geht an die Decke“
Katharina Greve
14,– Euro
Die Biblyothek – Edition Moritate

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